Die Erlebnisse im Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen wühlen ihn immer noch so sehr auf, dass er die entsprechenden Passagen aus seinem Buch “Mein Weg in die Freiheit“ lieber jemanden vorlesen lässt. Nachdem er einem Wärter gedroht hatte, bekam er Wochen später eine besondere, deutlich bessere Mahlzeit serviert. Doch schnell merkte Gollnick, dass etwas nicht stimmte, massive Schmerzen und Panikattacken quälten ihn mehrere Tage, bis man ihm schließlich eine Tablette gab und die Schmerzen sofort weg waren. Später fand er heraus, dass man ihn mit einem Medikamentencocktail vergiftet hatte. Ein anderes Mal wurde er ohne erkennbaren Grund zum Zahnarzt gebracht. Nachdem eine Weile herumgebohrt worden war, teilte man ihm mit, dass es sich um eine Verwechslung handelte. Für den Häftling Nr. 750 war klar, dass die Stasi von irgendwem erfahren haben musste, dass er große Angst vor Zahnarztbesuchen hatte…
Woher die „Staatssicherheit“ ihre Informationen über den Systemkritiker Gollnick hatte, erfuhr dieser erst nach der Wende. Nach seiner Haftentlassung 1987 durfte er plötzlich ausreisen – innerhalb von 24 Stunden musste er die DDR verlassen, wahrscheinlich, weil er von der BRD freigekauft worden war. Gollnick, der 1990 nach Bayern gezogen war, ließ sich später in der damaligen Gauck-Behörde die Stasi-Akten seiner Familie holen – wobei unangenehme Wahrheiten ans Licht kamen, die schließlich auch zum Bruch mit seinem Bruder führten, der in der DDR als Grenzoffizier am Checkpoint Charlie auf der anderen Seite der Geschichte gestanden hatte.
Im Anschluss an den Zeitzeugenbericht, der mit einem emotionalen Lied endete, nahm sich Dieter Gollnick Zeit für die Fragen der Schüler. Hier warnte er eindringlich vor dem Erstarken autoritärer Kräfte: „Schaut euch um, was um euch herum passiert!“
Die sichtlich bewegten Schülerinnen und Schüler bedankten sich mit einem langanhaltenden Applaus und einem Geburtstagsständchen. Lehrerin Anja Claus überreichte im Namen der Fachschaft Geschichte einen Geschenkkorb.